Beliefs sind Glaubenssätze – Annahmen darüber, wie die Welt, die eigene Person, das eigene Verhalten und Leben ist. Diese Glaubenssätze, Regeln, Wahrheiten, Gesetze, Interpretationen hält Ihr Coachee für wahr – er glaubt daran und richtet das eigene Leben danach aus.
Beliefs beeinflussen Denken und Handeln, sogar die Wahrnehmung wird durch Beliefs beeinflusst. Positive Beliefs („Was ich anpacke, gelingt.“) stärken den Coachee und ermöglichen selbstbestimmtes Leben und Handeln. Negative Beliefs („Ich bin zu dumm dafür.“) nehmen dem Coachee den Wind aus den Segeln.
Beliefs haben oft einen Bezug zu den eigenen Fähigkeiten („Was kann ich, was kann ich nicht?“) und zur eigenen Identität („Ich bin ein/eine …“). Wir glauben, dass diese Annahmen wahr sind. Deshalb werden Beliefs zu Regeln, die Wahrnehmung, Denken und Verhalten beeinflussen. Beliefs beziehen sich auf den angenommenen (und möglicherweise gar nicht zutreffenden) Zusammenhang zwischen einer Ursache und einer Wirkung („Wenn ich aufgeregt bin, werde ich rot.“ oder „Weil ich ein Mann bin, kann ich nicht gut zuhören.“) oder stellen den Zusammenhang zwischen zwei Dingen her, die nicht notwendigerweise etwas miteinander zu tun haben („Du hast nicht angerufen. – Du magst mich nicht mehr.“).
Dabei wird von der Person, die diese Beliefs hat, ein Zusammenhang als wahr und sicher erwiesen wahrgenommen. Die Möglichkeit, dass ein Zusammenhang nicht immer, unter allen Umständen bestehen muss und dass der Zusammenhang auch verändert werden könnte, wird dabei nicht berücksichtigt. Außerdem enthalten Beliefs verallgemeinernde Annahmen, die nicht hinterfragt werden („Es ist einfach so, dass … “, „Menschen sind … “, „Man sollte nicht … “).
Inhalt des Beitrags
Wie kommen Beliefs zustande?
Eine wichtige Quelle für Beliefs sind die bisherigen Erfahrungen des Coachee. Das was er in seinem bisherigen Leben beobachtet, wahrgenommen, erlebt und gefühlt hat, bestätigt seine Sicht auf die Welt. Beliefs beziehen sich also auf spezifische Verhaltensweisen, Fähigkeiten, Rollen und die eigene Identität und die Welt im Allgemeinen. Es handelt sich um Verallgemeinerungen bestimmter Zusammenhänge und Bedeutungen. Diese helfen Menschen dabei, das eigene Leben zu gestalten. So müssen wir nicht ständig von vorne anfangen, sondern können uns in vielen Bereichen auf unsere Sicht der Dinge und das daraus resultierende Verhalten verlassen.
Oft sind es Eltern und Großeltern, die ein bestimmtes Verhalten und eine bestimmte Sicht auf die Welt vorleben („Sei ein echter Mann!“, „Das gehört sich nicht für ein Mädchen!“) und damit bestimmte Beliefs prägen. Auch Eltern, Lehrende und andere Autoritäten beeinflussen, welche Beliefs Sie im Laufe Ihres Lebens entwickeln. Sie aktivieren durch ihr Verhalten direkt („Du bist einfach nicht so intelligent wie Dein Bruder.“) oder indirekt (z.B. indem der Bruder ständig für seine gute Noten gelobt wird) bestimmte Beliefs. Neben unserer Erziehung beeinflusst auch die Kultur und Gesellschaft, in die wir hineingeboren werden, und die damit verbundenen Erwartungen, welche Beliefs wir haben. Beliefs entstehen durch Gewöhnung. Wenn Sie immer wieder Ähnliches erleben, gesagt bekommen oder wahrnehmen, dann lernen Sie daraus etwas über sich selbst, andere Menschen und die Welt um Sie herum. Sie leiten daraus Regeln ab, dass Dinge immer so sein müssen, und gar nicht anders sein könnten. Aus besonders prägenden, traumatischen oder emotional bedeutsamen Situationen können sich ebenfalls Beliefs ergeben, die dann auch auf andere Situationen übertragen werden, und dort wirksam werden.
Sind Beliefs wahr oder falsch?
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Beliefs sind etwas sehr Subjektives. Was eine Coachee über sich selbst, seine Fähigkeiten und seine Identität denkt, muss nicht, oder nicht mehr, wahr sein. Glaubenssätze sind vielmehr Regeln und Annahmen, von denen wir glauben, dass sie wahr und unumstößlich sind. Deshalb finden wir ständig wieder Bestätigungen dafür, dass es genau so ist, und gar nicht anders sein kann. Beliefs wirken wie Filter, die die Wahrnehmung steuern und uns das wahrnehmen lassen, woran wir glauben. Deshalb geht es nicht um die Frage, ob ein Belief der Wirklichkeit entspricht oder nicht – ob ein Belief wahr oder falsch ist. Wichtig ist, ob ein Belief den Coachee fördert und unterstützt, oder behindert und einengt.
Im Coaching unterstützen Sie den Coachee, zu erkennen, dass ein Belief wahr und falsch sein kann. Der Coachee wird für beide Überzeugungen genügend Beispiele im eigenen Leben oder dem Leben anderer Menschen finden. Es geht darum herauszufinden, ob ein bestimmter Belief noch zum jetzigen Leben, den anstehenden Aufgaben und dem aktuellen Umfeld passt. Dann kann der Coachee entscheiden, welche Beliefs er für sich nutzen möchte.
Die Beliefs des Coachs
Auch Ihre Beliefs kommen im Coaching zum Tragen. Das sind zum einen Beliefs, die sich auf Ihre Rolle als Coach und Ihre Coaching-Fähigkeiten beziehen. Auch bei der Frage, wie Sie mit ungelösten oder offenen Fragen umgehen, mit Misserfolg oder mit Kritik spielen Ihre Beliefs eine Rolle. Zum anderen geht es um Ihre eigenen Beliefs im Bezug auf das Anliegen, das der Coachee ins Coaching mitbringt. Die persönliche Betroffenheit von einem Anliegen kann Sie dabei unterstützen, empathisch und zielführend zu kommunizieren. Das Anliegen des Coachee aus der eigenen Geschichte zu kennen, kann aber auch Ihre Lösungsfokussierung behindern und Ihren Blick von Außen erschweren. Mit der sorgfältigen Klärung des Auftrags können Sie verhindern, dass Ihre eigenen Beliefs den Coaching-Prozess dominieren. Außerdem ist die Reflektion von Eigenaufträgen wichtig.
Sprache und Beliefs
In der Sprache, die ein Coachee verwendet, werden die Beliefs erkennbar, an die er glaubt. Insbesondere Verallgemeinerungen deuten auf Beliefs hin ( Sprache).
Mit Hilfe der Sprache drücken Menschen ihre innere Gedankenwelt aus. Allerdings repräsentiert das Gesagte nur einen kleinen Teil des inneren Erlebens. Sprache ist also immer eine verkürzte Form dessen, was ein Mensch tatsächlich meint, erlebt und glaubt.
Um das Bild des Coachee von der Welt zu entdecken, ist es deshalb notwendig, genau auf dessen Sprache zu achten. In der verkürzten Form, in der er über sich und seine Welt spricht, werden seine Beliefs deutlich. Die häufigste Sprachform, die auf Beliefs hindeutet, sind Verallgemeinerungen.
Haben Sie einen der folgenden Sätze im Ohr?
- Gute Mädchen kommen in den Himmel.
- Ein Indianer kennt keinen Schmerz.
- Ich mache immer alles falsch.
- Alle Männer wollen nur das eine.
- Wer A sagt, muss auch B sagen.
- Es ist besser, nicht so vorlaut zu sein.en.
Für diese Form der Verallgemeinerung gibt es bestimmte Schlüsselwörter wie z.B. immer, alle, nie, keiner, jeder, ewig, sollen, müssen, nicht dürfen. Diese Wörter sind ein Hinweis darauf, dass hinter einem Satz eine Verallgemeinerung steht.
Eine zentrale Strategie zum Umgang mit Beliefs: Verschiedene Formen der Systemischen Fragen (z.B. zum konkreten Verhalten) stellen indirekt Beliefs in Frage. Sie können die verallgemeinernden Sätze mit einem einfach „Wirklich?“ in Frage stellen. Das regt den Coachee an, die eigenen Beliefs zu reflektieren.
- Wirklich alle guten Mädchen?
- Wirklich gar keinen Schmerz?
- Wirklich alles? Habe ich noch nie etwas richtig gemacht?
- Wirklich alle? Gibt es keinen Mann, der etwas anderes will?
- Wirklich? Was passiert, wenn ich nicht B sage?
- Wirklich? In allen Situationen?
Quellen und weiterführende Literatur
- Chomsky, N., & Ronat, M. (2011). On language: Chomsky’s classic works language and responsibility and reflections on language in one volume. The New Press.
- Dilts, R. B., Hallbom, T., & Smith, S. (1991). Identität, Glaubenssysteme und Gesundheit: höhere Ebenen der NLP-Veränderungsarbeit. Junfermann Verlag GmbH.