Meta-Kommunikation: Auf dem Feldherrenhügel der Kommunikation

Der Kommunikationspsychologe Friedemann Schulz von Thun verwendet das Bild des Feldherrenhügels, auf den sich die Kommunikationspartner begeben, um die eigene Kommunikation von oben zu betrachten.

Dabei geht es um die Frage: Wie verläuft die Kommunikation bis jetzt. Der Fokus liegt auf

  • Zustand, Meinungen, Absichten, Erwartungen der Kommunikationspartner: „Habe ich richtig verstanden, dass … “,
  • gegenseitiges Verständnis: „Versteht Du, was ich meine?“,
  • die Beziehung der Kommunikationspartner: „Ich bin dir gut gewogen … “,
  • dem Inhalt, um den es geht: „Bis jetzt haben wir über X gesprochen.“ und
  • die Form der Kommunikation: „Sollen wir hierzu nochmal telefonieren?“.

Außerdem geht es in der Meta-Kommunikation um Gefühle, die beide Kommunikationspartner während des Gesprächs haben.

Meta-Kommunikation kann Störungen klären

Meta-Kommunikation kann dazu beitragen, auftretenden Spannungen, Unklarheiten oder Unsicherheiten bereits während des Gesprächs zu lösen. Dabei kann Meta-Kommunikation dynamisch in ein Gespräch eingebunden werden. Sie können aber auch bewusst mit Ihrem Gesprächspartner auf die Meta-Ebene wechseln und Störungen klären.

Meta-Kommunikation kann auch am Beginn eines Gespräch stehen, z.B. wenn Sie den Anlass, das Ziel des Gesprächs und Ihre Motivation klar stellen, die Rahmenbedingungen festlegen (z.B. Zeitdauer, Beteiligte … ) oder bereits, wenn Sie ein Gespräch vereinbaren.

Auch das Artikulieren von eigenen Gefühlen gehört zur Meta-Kommunikation dazu. Hier können Sie z.B. Ärger bei sich selbst oder Ihrem Gesprächspartner ansprechen, oder ausdrücken, dass Sie die Gefühle des anderen nachvollziehen können. Die Methode der Ich-Botschaften ist dabei hilfreich.

Meta-Kommunikation im Coaching

Meta-Kommunikation ist auch für Coaching-Prozesse eine wichtige Strategie. Auf einer Meta-Position kann von außen eine Fragestellung, ein Problem oder ein Konflikt analysiert werden.

Eine Meta-Position einnehmen

Eine Meta-Position findet sich in zahlreichen Intervention (z.B. Drei Positionen). Hier kann der Coaching-Prozess “von oben” betrachtet werden. Das Wechseln auf die Meta-Ebene der Kommunikation ist in allen Phasen eines Coaching-Prozesses möglich und hilfreich, z.B. wenn es darum geht das weitere Vorgehen zu planen (Wie lange haben wir Zeit? Welches Thema gehen wir an? Was brauchen wir als Abschluss) oder wenn Ihnen als Coach Störungen auffallen, die Sie klären möchten. Beispiele sind wenn Ihr Coachee unzufrieden mit dem bisherigen Gespräch wirkt, ständig auf die Uhr schaut oder unkonzentriert ist, sehr abschweifend erzählt und das Thema häufig wechselt oder eine Invention nicht wie geplant abläuft.

Coaching-Übung: Moment mal.

Erinnern Sie sich an ein Coaching-Gespräch (oder an ein anderes Gespräch) in der letzten Zeit, in dem Sie sich unwohl gefühlt haben oder in dem es aus Ihrer Sicht zu Unklarheiten kam. Wo in dem Gespräch können Sie im Rückblick den „kritischen Punkt“ festmachen?

Angenommen Sie begeben sich in dieser Situation auf den Feldherrenhügel der Kommunikation und stellen sich die Frage: „Moment mal, was passiert hier eigentlich gerade?“

  • Was nehmen Sie wahr?
  • Was empfinden Sie dabei für Gefühle?
  • Wie interpretieren Sie die Situation?

Angenommen, Sie nutzen jetzt Meta-Kommunikation, um mit Ihrem Gesprächspartner über das Gespräch zu reden. Was sagen Sie?

Meta-Mitteilungen

Der Begriff Meta-Kommunikation bezieht sich auf die bewusste und gezielte Kommunikation über Kommunikation. Meta-Mitteilungen geben darüber hinaus Informationen über die ablaufende (oder bevorstehende) Kommunikation. Mimik und Gestik oder der Sprechausdruck (Tonhöhe, Lautstärke, Sprachmelodie) sind Meta-Mitteilungen, die z.B. Hinweise auf die Beziehung zwischen den Gesprächspartnern geben oder als Appell verstanden werden können (vgl. àKommunikationsquadrat). Auch die äußeren Gegebenheiten eines Gesprächs enthalten Meta-Mitteilungen, z.B. die Wahl des Kommunikationsmediums (Telefon oder Brief oder direkter Kontakt), der Ort und das Setting des Gesprächs (Büro des Chefs oder Teeküche), Kleidung oder andere äußere Faktoren (Gibt es Kaffee und Gebäck?) werden als Meta-Mitteilungen wahrgenommen. Meta-Mitteilungen haben Einfluss darauf, was der Gesprächspartner erwartet.

Meta-Kommunikation ist Kommunikation über Kommunikation. Bei der professionellen Gesprächsführung ist Meta-Kommunikation ein wichtiges Werkzeug, um Störungen zu vermeiden bzw. zu klären.

Wer schreibt hier?

Johannes ist Professor für Wirtschaftspsychologie in Stuttgart und Geschäftsführer der ich.raum GmbH. Er schreibt auf ichraum.de zu den Themen Coaching, Führung und Psychologie.

Newsletter-Abo

Den ich.raum Newsletter finden Sie jetzt auf Substack. Dort können Sie ein kostenloses Abo abschließen.

Aktuelle Beiträge

Abonieren Sie unseren Newsletter

Für den Newsletter von ich.raum koopieren wir mit Substack. Das Newsletter-Abo ist für Sie kostenlos. Geben Sie Ihre E-Mail-Adresse ein, und klicken Sie auf Abonieren.

Was interessiert Sie?

Ähnliche Beiträge

Das Lebensrad im Karriere-Coaching: Ein Kompass für beruflichen Erfolg

Im Karriere-Coachings ist es entscheidend, Methoden zu nutzen, die nicht nur theoretisch fundiert, sondern auch in der Praxis effektiv sind. Das Lebensrad, ein etabliertes Tool im Coaching, bietet eine wissenschaftliche und praktische Methode zur Analyse und Verbesserung der beruflichen Situation eines Individuums. Ursprünglich in den 1960er Jahren als ein Instrument zur ganzheitlichen Lebensplanung konzipiert, hat sich das Lebensrad als ein beliebtes Instrument im Karriere-Coaching bewährt, das Coaches hilft, einen tiefgreifenden Einblick in die berufliche und persönliche Zufriedenheit ihrer Klienten zu erhalten.

Die Anwendung des Lebensrads im Coaching-Prozess ermöglicht es, verschiedene Aspekte der beruflichen Laufbahn eines Individuums – wie Jobzufriedenheit, Kompetenzentwicklung und Work-Life-Balance – zu visualisieren und quantifizieren. Dieser ganzheitliche Überblick erleichtert nicht nur die Identifikation von Kernbereichen, die Entwicklung benötigen, sondern auch die Erstellung eines zielgerichteten Aktionsplans zur Förderung der beruflichen Entwicklung.

Für Coaches bedeutet die Integration des Lebensrads in ihre Praxis eine Verfeinerung ihrer Methodik, indem sie eine strukturierte und evidenzbasierte Herangehensweise anbieten. Durch den Einsatz des Lebensrads können Coaches ihre Klienten effektiv dabei unterstützen, Selbstbewusstsein und eine klare Ausrichtung in ihrer Karriere zu entwickeln, was zu nachhaltigen Veränderungen und Erfolgen führt.

In den folgenden Abschnitten werden wir die methodische Anwendung des Lebensrads im Karriere-Coaching näher betrachten und seine Bedeutung für die Praxis beleuchten, um Coaches ein tieferes Verständnis und effektive Strategien für ihre Coaching-Sitzungen zu bieten.

In diesem Beitrag erkläre ich Ihnen Schritt-für-Schritt, wie Sie das Lebensrad im Karriere-Coaching nutzen können.

Zugriff nur für Mitglieder

Sie müssen Mitglied sein, um den kompletten Text lesen zu können.

Ansicht Mitgliedschafts-Pakete

Sind Sie schon Mitglied? Hier einloggen

Ein inneres Team identifizieren und für Veränderung nutzen

Die Konzeption des "Inneren Teams" wurde erstmals im Jahr 1998 von Schulz von Thun veröffentlicht. Ein vergleichbares Modell namens Voice Dialogue wurde von Hal und Sidra Stone entwickelt. Dieser Ansatz verwendet die Metapher eines Teams mit vielfältigen Persönlichkeiten, um mentale Prozesse verständlich zu machen. Das innere Team dient dazu, den Coachee dabei zu unterstützen, Widersprüche zu erkennen, Vor- und Nachteile von Entscheidungen abzuwägen sowie innere Konflikte, persönliche Werte und Bedürfnisse zu klären.

Die Personifizierung von einzelnen Aspekten, Rollen, Lösungsmöglichkeiten oder Ideen ermöglicht eine Art Sitzung des inneren Teams, was zur Klärung beiträgt. Der Coachee kann eine beobachtende Rolle einnehmen und die Ideen des inneren Teams als Anregungen nutzen, ohne unmittelbar entscheiden oder handeln zu müssen. Sobald bestimmte Teammitglieder und ihre Bewertungen handlungsleitend werden, entstehen konkrete Rollen. Die inneren Teammitglieder können daher auch als Rollen oder Teile einer Persönlichkeit betrachtet werden.

Die Effektivität der Arbeit mit dem inneren Team zeigt sich besonders, wenn sie als kreativer und spielerischer Prozess verstanden wird. Das Team kann je nach Fragestellung unterschiedlich zusammengesetzt sein, und die einzelnen Teammitglieder sollten nicht als feste Persönlichkeitsanteile, Eigenschaften, Gefühle oder Verhaltensweisen betrachtet werden, sondern als Hilfsmittel, um eine Frage aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten, Widersprüche aufzudecken und neue Ideen zu generieren.

Das innere Team eignet sich als Coaching-Methode, um Haltung und Einstellung zu einem Thema zu klären, das eigene Werte-System zu verstehen, und unterschiedliche Perspektiven und Handlungsoptionen zu explorieren. Das innere Team ist damit zunächst eine Methode, mit welcher der Coachee innere Prozesse explorieren kann.

Lesen Sie in diesem Beitrag, wie Sie vorgehen können.

Zugriff nur für Mitglieder

Sie müssen Mitglied sein, um den kompletten Text lesen zu können.

Ansicht Mitgliedschafts-Pakete

Sind Sie schon Mitglied? Hier einloggen