Was ist Führung? Eine Einführung

Was ist Führung? Zu dieser Frage gibt es zahlreiche Antworten. Zahlreiche Modelle und Theorien versuchen zu beschreiben und zu erklären, was Führung ist und verfolgen im nächsten Schritt das Ziel, konkrete Handlungsempfehlungen auszusprechen, oder Empfehlungen zur Auswahl von Führungskräften zu geben. Oft sind Modelle zu Führung auch normativ: Sie beschreiben, was gute Führung ausmacht – z.B. mit Blick auf deren Wirkung auf unternehmerischen Erfolg, die Gesundheit oder Motivation der Mitarbeitenden oder für Innovation und Kreativität. Im Folgenden finden Sie einige grundlegende Überlegungen zum Thema Führung. Dabei orientiere ich mich im Wesentlichen an der Arbeiten von Reinhard K. Sprenger, wie Sie z.B. im Buch
Radikal führen dargestellt sind.

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Führung ist kein Selbstzweck.

Im unternehmerischen Kontext gilt: Führung ist kein Selbstzweck, keine Aufgabe an sich. Führung ist immer dem übergeordneten Ziel eines Unternehmens untergeordnet. Führung ist notwendig, damit ein Unternehmen bzw. die Mitarbeitenden, die in dem Unternehmen arbeiten, erfolgreich sein können. Das Ergebnis von Führung sind nicht zufriedene Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter, ein aufgeräumter Schreibtisch, eine durchdachte Finanzplanung. Führung ist eine Nebentätigkeit, für die Sie als Führungskraft nicht bezahlt werden.

Denn Führung erzeugt keinen direkten Mehrwert für ein Unternehmen (bzw. für dessen Kunden). Führung ermöglicht, dass ein Unternehmen bzw. die Mitarbeitenden die gesetzten Ziele erreichen kann. Ob Führung gut oder schlecht ist, hat mit Erfolg zu tun. Gute Führung muss sich an der Frage messen lassen, ob ein Unternehmen, eine Organisation erfolgreich ist – als Ergebnis von Führung und vieler anderer Einflussfaktoren.

Führung misst sich am Erfolg.

Im nächsten Schritt muss definiert werden, was Erfolg ist. Erfolg ist keine festgelegte Größe, sondern wird zwischen Führungskraft und Unternehmen verhandelt. Erfolg kann objektiv messbar gemacht werden, z.B. 30% Steigerung des Umsatzes oder 10% weniger Reklamationen. Erfolg kann aber auch mit subjektiven Kriterien bestimmt werden, z.B. die Zufriedenheit der Kunden mit einem Produkt, die Bekanntheit des Unternehmens im Vergleich zur Konkurrenz oder die Nachhaltigkeit eines Produktes. Die Herausforderung dabei sind sich widersprechende Erfolgskriterien. So wird z.B. eine Senkung der Kosten und eine gleichzeitige Steigerung der Qualität eines Produktes in vielen Fällen nicht möglich sein. Die Kriterien für Erfolg, und damit die Messgröße für erfolgreiche Führung, müssen immer wieder diskutiert und reflektiert werden, um erfolgreich Führen zu können. Eine Gefahr dabei ist, interne Erfolgskriterien mit externen zu verwechseln. So sagen z.B. die Zufriedenheit der Mitarbeitenden mit der Führungskraft oder der oben zitierte aufgeräumte Schreibtisch nichts über den Erfolg des Unternehmens mit Blick auf den Markt aus. Erfolg nimmt die Austauschprozesse zwischen Unternehmen und Markt in den Blick und nicht in erster Linie die internen Prozesse.

Führung löst Probleme.

Die Definition von Erfolg nimmt die Kunden in den Blick. Ein Unternehmen kann nur bestehen, wenn es Kunden hat. Deshalb greift es zu kurz, Erfolg an monetären Kriterien fest zu machen. Eine hilfreiche Frage ist: Welches Problem löst das Unternehmen? Diese Frage adressiert das Selbstverständnis einer Organisation und bezieht sich auf dessen Daseinsberechtigung. Das Problem, das gelöst wird, stellt also die Bedürfnisse von Kunden in den Mittelpunkt. Ein Unternehmen wird nur am Markt bestehen können, wenn es etwas zu bieten hat, für das Kunden Geld bezahlen. Führung muss also Bezug auf den Markt nehmen, in dem sich ein Unternehmen bewegt, und ständig überprüfen, ob die angebotenen Lösungen zu den Problemen der Kunden passen.

Führung stellt den Kunden in den Fokus.

Der Fokus auf den Kunden hat wesentliche Konsequenzen für Führungshandeln und betont nochmals: Führung ist kein Selbstzweck. Führungskräfte müssen die Kunden als zentrale Messgröße im Blick behalten. Es gilt Prozesse und Entscheidungen auf Ihre Wirkung nicht nur innerhalb des Unternehmens zu überprüfen, sondern immer auch auf deren Konsequenz für die Kunden hin. Das trägt dazu bei, ineffiziente und unnötige Prozesse (also solche, die keinen Mehrwert für den Kunden haben, und sich damit nicht auf den Erfolg auswirken) zu identifizieren und anzupassen. Dieses marktorientierte Denken darf dabei nicht mit einer kurzfristigen Orientierung an betriebswirtschaftlichem Erfolg verwechselt werden. Auf die Frage nach dem gelösten Problem und den Bedürfnissen der Kunden gibt es unterschiedliche Antworten. Eine Entwicklungshilfeorganisation löst das Problem „kein sauberes Wasser“ und das Bedürfnis Ihrer „Kunden“ nach einem menschenwürdigen Leben. Das Erfolgskriterium für Führungskräfte könnte dann die Anzahl der funktionierenden Brunnen oder die Zahl mit sauberen Wasser versorgten Menschen sein – oder das gesteigerte Bewusstsein westlicher Politiker für zentrale Probleme in Entwicklungsländern.

Führung ist Interaktion.

Führung ist eine soziale Definition, die nur innerhalb einer Gruppe funktioniert, die eine Person (oder mehrere Personen) als Führung anerkennt. Wo keine Mitarbeitende sind, ist auch keine Führung möglich. Führung weist auf einen Unterschied hin zwischen Mitarbeitenden in einem Unternehmen und den übergeordneten Führungskräften. Das Selbstverständnis und der Erfolg als Führungskraft hängt davon ab, wie die Mitarbeitenden die Führungskraft wahrnehmen, ihre Entscheidungen anerkennen, ihr notwendige Informationen weitergeben, auf ihre Anweisungen reagieren und ihren Ideen folgen. Führung manifestiert sich also in den Austauschprozessen zwischen Führungskraft und Mitarbeitenden (vgl. das Konzept der Transaktiven Führung). Die Führungskraft hängt ihren Mitarbeitenden ab, und deren Akzeptanz ihrer Führung.

Wer schreibt hier?

Johannes ist Professor für Wirtschaftspsychologie in Stuttgart und Geschäftsführer der ich.raum GmbH. Er schreibt auf ichraum.de zu den Themen Coaching, Führung und Psychologie.

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