Begriff Rolle stammt aus dem Theater: Schauspielerinnen und Schauspieler spielen eine Rolle. Sie stellen eine Figur dar, indem sie deren Verhalten übernehmen und gestalten. In der Sozialpsychologie wird der Begriff Rolle oder soziale Rolle verwendet, um eine bestimmte Position, einen Status oder ein Verhaltensmodell zu beschreiben. Rollen sind vom sozialen Umfeld bzw. von der Gesellschaft abhängig. Mit einer Rolle sind bestimmte Erwartungen an Verhalten, Handlungen und Werte verbunden.
Jeder Mensch hat zahlreiche Rollen, die stark vom Kontext abhängen. In der Familie nimmt eine Person typischerweise andere Rollen ein als in ihrem Berufsleben. Auch bei der Führung kommen unterschiedliche Rollen vor. Tatsächlich sind die Ansprüche an die Anzahl und Flexibilität der Rollen bei einer Führungskraft noch höher als bei den Mitarbeitenden. Jemand in leitender Position soll beispielsweise empathisch und persönlich auf die Bedürfnisse der Angestellten eingehen, etwa beim Schlichten von Konflikten. Gleichzeitig muss das Unternehmen mit einem zukunftsorientierten Blick geführt werden, der Innovation ermöglicht. Und natürlich wird auch fachliche Expertise erwartet. Das sind nur einige Beispiele für die Rollen einer Führungskraft, die Liste ist unbegrenzt.
Inhalt des Beitrags
Rollen als Strategien für Kommunikation
Im ich.raum Führungskonzept sind drei zentrale Führungsrollen beschrieben, die Sie nutzen können, um Ihr eigenes Führungsverhalten zu reflektieren und weiterzuentwickeln. Dahinter steht die Idee, dass es kein richtig oder falsch gibt in Bezug auf Führungsverhalten. Eine gute Führungskraft muss situativ führen. Das bedeutet: Effiziente Kommunikation hängt von der Person ab, mit der Sie kommunizieren und von Ihre Zielsetzung als Führungskraft.
Um Führungsrollen optimal zu nutzen, muss man jedoch zunächst ihre Charakteristika genau verstehen:
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Es handelt sich um Konzeptualisierungen. Führungsrollen sind nützlich, um das Verhalten von Führungskräften zu kategorisieren. Es gibt aber nicht die eine wahre Einteilung. Manche Experten nennen fünf Führungsrollen, andere arbeiten mit acht. Dagegen ist nichts einzuwenden, solange die Kategorien sich sinnvoll für Leadership einsetzen lassen.
Jede Person hat mehrere Rollen Führungskräfte und ihre Rollen können durchaus auch gegensätzliche Eigenschaften beinhalten. Oft ist das für ihren Erfolg sogar notwendig. Die Führungsrollen schließen sich nicht gegenseitig aus, sie ergänzen sich vielmehr. Sie können beispielsweise in der einen Situation auf die Rolle verständnisvoller Freund zurückgreifen und in der anderen die Rolle strenger Vorgesetzter einnehmen – solange Sie den Kontext richtig wählen (siehe unten).
Führungsrollen greifen auf persönliche Ressourcen zurück. Auch wenn Sie eine Rolle einnehmen, werden Handeln und Charaktereigenschaften natürlich aus Ihrer Persönlichkeit gespeist. Nur weil es sich um Rollen handelt, heißt das also nicht, dass Sie jemandem etwas vormachen. Manche Rollen passen besser zu Ihrer Persönlichkeit als andere und fallen Ihnen daher auch leichter.
Warum Führungsrollen so nützlich sind
Führungsrollen helfen Ihnen, Ihr eigenes Führungsverhalten zu reflektieren und weiterzuentwickeln. Sie können als unterstützendes Muster dienen, um das optimale Vorgehen für eine Situation zu wählen. Führungsrollen helfen so dabei, Ihr Führungsverhalten jeweils an Situation, Person und Anliegen anzupassen.
Ein weiterer Vorteil: Führungsrollen helfen Ihnen dabei, konsistent und konsequent zu handeln. Zunächst vermuten Sie vielleicht das Gegenteil: Mache ich nicht einen widersprüchlichen Eindruck auf meine Mitarbeitenden, wenn ich mal als verständnisvoller Freund und mal als strenger Vorgesetzter auftrete?
Keinesfalls, denn alle Menschen benutzen verschiedene Rollen. Für ein konsistentes Verhalten kommt es darauf an, in ähnlichen Situationen auf die gleichen Rollen zurückzugreifen. Widersprüchlich wirken Sie erst dann, wenn Sie in ähnlichen Situationen mal als verständnisvoller Freund auftreten und mal als strenger Vorgesetzter.
Mit Führungsrollen ordnen Sie dem aktuellen Kontext eine angemessene Reaktion zu und verhalten sich in ähnlichen Kontexten konsistent, schlüssig und fair. Mit Hilfe von Führungsrollen können Sie außerdem besser an sich arbeiten und sich weiterentwickeln. Denn es fällt leichter gezielt an einzelnen Führungsrollen zu arbeiten, als am gesamten Führungsverhalten. Sie merken auch, in welcher Rolle Sie einfach nicht gut sind, und können sich rechtzeitig Unterstützung ins Team holen.
Drei Rollen für Führung.
Bei meiner Arbeit mit Menschen in Führungspositionen hat sich eine Aufteilung in drei relativ simple Rollen bewährt. Diese Rollen basieren auf dem ich.raum Persönlichkeitsmodell. Ich möchte Ihnen diese drei Führungsrollen im Folgenden kurz vorstellen.
Manager. In der Rolle des Managers benutzen Sie Methoden, um zum Ziel zu kommen. Sie wenden Ihre fachliche Expertise an. Der Manager geht klar und strukturiert vor. Sie haben ein eindeutiges und messbares Ziel vor Augen (zum Beispiel: Produktionskosten um 1% senken) und müssen nur noch die richtigen Mittel und Wege herausfinden, um dieses Ziel zu erreichen. Sie machen den Mitarbeitenden klare Vorgaben und überprüfen, ob die Ziele erreicht werden können.
Coach. Als Coach nehmen Sie eine beratende und begleitende Rolle ein. Der Fokus liegt auf dem Prozess, und nicht dem Ergebnis. Ihr Ziel ist es, die Mitarbeitenden dabei zu unterstützen, das eigene Potential zu entwickeln und selbstständig Lösungen zu finden. Als Coach sind Sie immer dann gefragt, wenn es um Kommunikation geht. Sie schlichten, motivieren, greifen bei persönlichen Problemen der Mitarbeitenden ein und geben ihnen Raum für die eigene Entwicklung.
Leader: Als Leader entwerfen Sie Visionen für Ihr Unternehmen und arbeiten am Großen Ganzen. Hier geht es darum, die gemeinsamen Werte des Unternehmens oder der Organisation transparent zu machen und das “große Ganze” im Blick zu behalten. Ihre Ziele als Leader sind weniger greifbar als die des Managers (z.B. Service-orientiertes Unternehmen oder nachhaltiges Design). In der Rolle Leader geben Sie auch die übergeordneten Ziele für die Rollen Manager und Coach vor. Dafür benötigen Sie insbesondere Kreativität.
Ein großes Problem für viele Führungskräfte ist die fehlende Balance zwischen den Rollen. Vielleicht haben Sie reichlich Visionen vom Leader, doch keiner weiß, wie die tollen Ideen umgesetzt werden können. Es fehlt das strukturierte Vorgehen des Managers. Achten Sie also darauf, alle drei Rollen einzusetzen und zu analysieren, wo Sie Entwicklungsbedarf haben. Oder Sie sind Manager und kommunizieren effizient. Dann fehlt Ihnen vielleicht der Blick fürs Große Ganze und das Charisma, Ihre Mitarbeitenden zu motivieren.
Wie Sie Führungsrollen trainieren können
Sehr wahrscheinlich haben Sie auch bisher schon ab und zu diese Rollen eingenommen. Wenn Sie das Konzept jedoch gezielt für Ihre Führung einsetzen möchten, müssen Sie Situationen einordnen und sich konkret für die beste Rolle in dieser Situation entscheiden.
Beispiel: Eine Mitarbeiterin vertraut sich Ihnen an. Sie fühlt sich zu wenig gefordert in Ihrer Stelle und bittet um komplexere Aufgaben.
Sie könnten nun jede der drei Rollen einnehmen:
Als Coach würden Sie versuchen, die Situation der Mitarbeiterin genauer zu verstehen. Gibt es eine Belastung im Privatleben. Ist sie mit allen Aufgaben unterfordert oder nur mit bestimmten Aufgaben? Möchte sie gerne zusätzliche Aufgaben übernehmen oder Ihre Aufgaben durch neue ersetzen? In welche Richtung möchte sie sich weiterentwickeln?
Als Manager würden Sie sich die aktuelle Personalstruktur ansehen und überlegen, ob und wie die Aufgaben der Mitarbeiterin verändert werden könnten. Zudem würden Sie kontrollieren, wie es denn tatsächlich um die Leistung der Mitarbeiterin steht und wie das mit ihrer Unzufriedenheit zusammenpasst. Bis Sie das geklärt haben, können Sie der Mitarbeiterin nur eher vage Informationen geben, z.B. “Ich sehe, was ich tun kann”
Als Leader nehmen Sie Bezug zum großen Ganzen und überlegen, wie Sie die Arbeitsstrukturen im Unternehmen revolutionieren können – beispielsweisedurch firmenweite Wettbewerben für innovative Ideen. Das Ergebnis in der akuten Situation ist ähnlich wie beim Manager: Sie müssen die Mitarbeiterin erst mal vertrösten. Selbst wenn Ihnen die Wettbewerbsidee gleich in den Sinn kommt, wird die Mitarbeiterin das kaum als konkrete Lösung für ihre Situation sehen.
In Abhängigkeit von Ihrem Ziel wäre hier die Rolle des Coachs am nützlichsten. Nur so fühlt sich die Mitarbeiterin ernstgenommen und geht mit einem guten Gefühl aus dem Gespräch heraus. Erst danach sollte der Manager zum Einsatz kommen und auf langfristige Sicht ist natürlich auch die Herangehensweise des Leaders gefragt.
Die Führungsrolle, die Sie zeigen, muss also zur Situation, zum Mitarbeitenden und dem Anliegen passen. Dabei können Sie sich auch von strategischen Überlegungen leiten lassen. Wann führt welche Rolle zum gewünschten Erfolg?