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Abhängigkeitssyndrom
- By Prof. Dr. Johannes Moskaliuk
- November 2, 2018
Bestimmte psychotrope Substanzen beeinflussen das zentrale Nervensystem. Viele davon bringen ein starkes Potenzial für Abhängigkeit und Missbrauch mit sich. Was umgangssprachlich als Sucht bezeichnet wird, ist in der Psychologie das Abhängigkeitssyndrom.
Diagnostische Kriterien
Psychotrope Substanzen können ganz unterschiedliche Wirkungen haben (siehe unten). Die Symptome für ein Abhängigkeitssyndrom und damit auch die diagnostischen Kriterien sind jedoch bei allen sehr ähnlich. Dabei wird zunächst einmal der schädliche Gebrauch bzw. Missbrauch definiert:- Deutlicher Nachweis, dass der Substanzgebrauch für körperliche oder psychische Schäden verantwortlich ist
- Gebrauch seit mindestens einem Monat oder wiederholt in den letzten 12 Monaten
- Starkes Verlangen oder innerer Zwang, zu konsumieren
- Verminderte Kontrolle über den Substanzgebrauch (Gefühl von Kontrollverlust)
- Körperliches Entzugssyndrom (siehe unten)
- Toleranzentwicklung: es sind immer größere Dosen nötig, um den gewünschten Effekt zu erreichen
- Vernachlässigung anderer Aktivitäten und Lebensbereiche
- Anhaltender Gebrauch trotz eindeutig schädlicher Folgen
Substanzen
Von der eingenommenen Substanz hängen unter anderem die Symptome des Entzugssyndroms ab. Hier einige Beispiele:- Alkohol: Schwitzen, Zittern, grippeähnliche Symptome, schlimmstenfalls Krampfanfälle und Halluzinationen
- Nikotin: Pulsverlangsamung, Blutdruckabfall, Aggressivität, Reizbarkeit, Depressivität, Nervosität, Unruhe, Schwitzen, Schlafstörungen, gesteigerter Appetit
- Opioide: (z.B. Heroin): Durchfall, Erbrechen, kalter Schweiß, Schwindel, Zittern. Angst, Schlafstörungen, Depression, Schmerzen
- Benzodiazepine: Schlafstörungen, Alpträume, Panikattacken, Sprachstörungen, Angststörungen, Depressionen, Aggressionen, Realitätsverlust
Verhaltenssüchte
Neben der Abhängigkeit von einer bestimmten Substanz gibt es außerdem noch Verhaltenssüchte, die ebenfalls schädliche Folgen haben können. Diese Folgen können sozialer, psychischer, finanzieller (z.B. Spielsucht) und sogar körperlicher Natur (etwa bei einer Sexsucht) sein. Häufige Verhaltenssüchte sind:- Spielsucht
- Kaufsucht
- Arbeitssucht
- Computersucht
- Sexsucht
Typische Schwierigkeiten bei der Diagnostik
Die Diagnose eines Abhängigkeitssyndroms kann aus mehreren Gründen schwierig sein: Zum einen kommt es vor (etwa bei Medikamentenmissbrauch), dass den Betroffenen die schädlichen Folgen gar nicht bewusst sind. Zum anderen ist das Thema stark mit Scham verbunden, sodass die Abhängigkeit womöglich geleugnet oder verheimlicht wird. Außerdem kommt noch die Illegalität bestimmter Substanzen hinzu, wodurch die Betroffenen rechtliche Konsequenzen fürchten. Das trägt weiter zur Verheimlichung bei. Haben Sie in Ihrem Coaching-Vertrag eine Schweigepflicht vereinbart? Dann kann ein entsprechender Hinweis gegenüber dem Coachee helfen, das Thema offen anzusprechen und dem Problem auf den Grund zu gehen. Wenn Sie als interner Coach arbeiten, prüfen Sie hier die Vereinbarungen mit Ihrem Auftraggeber in Bezug auf Inhalt und Prozess des Coachings. Wenn Sie dem Coachee empfehlen, eine entsprechende Institution oder Fachkraft aufzusuchen, kann das Betonen der ärztlichen Schweigepflicht ermutigen, diese Hilfe tatsächlich in Anspruch zu nehmenWeitere Infos
Verbreitung
Auch die Verbreitung hängt von der jeweiligen Substanz ab, wobei legale Stoffe stärker verbreitet sind als illegale. Insbesondere Alkohol ist nicht nur legal, sondern auch stark in gesellschaftliche Strukturen integriert, so dass eher der nicht-Konsum als der Konsum sozial gestraft wird.Substanz | Verbreitung in Deutschland |
Alkohol | Riskanter Konsum: 29,7% Missbrauch: 3,8% Abhängigkeit: 2,4% |
Tabak | Abhängigkeit: 31,8% |
Medikamente | Abhängigkeit: 1,7% |
Cannabis | Missbrauch: 0,7% Abhängigkeit: 0,4% |
Andere illegale Drogen (Heroin, Kokain...) | Missbrauch: 0,3% Abhängigkeit: 0,2% |
Verlauf
Am Beginn steht der Erstkonsum, gefolgt vom regelmäßigen Konsum, der schließlich in den abhängigen Konsum übergeht. Oft kommen im Verlauf noch mehrere Substanzen hinzu. Das wird als Polysubstanzgebrauch bezeichnet.
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