Im Rubikon-Modell der Handlungsphasen beschreiben die Psychologen Heinz Heckhausen und Peter M. Gollwitzer vier Schritte, die das Erreichen eines Ziel kennzeichnen.
Wie Sie über den Rubikon kommen: Volition
Motivation ist wichtig, um ein Ziel zu erreichen. Wenn Erwartung und Wert hoch sind, dann ist eine Person motiviert, ein Ziel zu erreichen. Der nächste Schritt ist nun, dieses Ziel auch umzusetzen, die Absicht hinter dem Ziele, konsequent zu verfolgen und die Motivation aufrecht zu erhalten. Dafür wird in der Psychologie der Begriff Volition verwendet. Während die Motivation für das Setzen und Bewerten eines Zieles zuständig ist, ist die Volition für die Aufrechterhaltung und die Realisierung des Ziels zuständig.
Vier Phasen der Motivation im Rubikon-Modell
Abwägephase
In der Abwägephase suchen Sie gezielt nach Informationen zu Erwartung und Wert meines Ziels. Es geht darum, möglichst viele Informationen zu sammeln, und dabei auch Neues und Unbekanntes mit in die Suche einzubeziehen. Hier kommt die Idee des Rubikons ins Spiel, der zwischen der Phase des Abwägens und der Planungsphase überschritten wird. Nachdem Sie über den Rubikon sind, sich also tatsächlich entschieden haben, Ihr Ziel umzusetzen, beginnen andere mentale Prozesse, wirksam zu werden.
Planungsphase
In der Planungsphase geht es darum zu planen, wie Sie Ihr Ziel erreichen möchten. Hier verschiebt sich also der Fokus der Aufmerksamkeit auf die Informationen, die Sie für die Umsetzung brauchen. Hier sind Sie mental eingeengt, und „immun“ gegen neue Informationen. Damit wird verhindert, dass Sie ein einmal gefasstes Ziel wieder infrage stellen. Es handelt sich also nicht mehr um Motivation (Möchte ich mein Ziel erreichen?), sondern um Volition (Wie erreiche ich mein Ziel?). Alles, was Sie davon abbringen könnte, das Ziel zu erreichen, wird ausgeblendet. Das ist der erste Schritt im Rubikon-Modell.
Handlungsphase
In der Handlungsphase wird das Ziel umgesetzt. Jetzt geht es nicht mehr um Planen, sondern um Handeln. Hier müssen Sie einerseits das Ziel im Auge behalten, andererseits auf Schwierigkeiten und Unvorhergesehenes flexibel reagieren. Und: Sie müssen mit möglichem Misserfolg umgehen und dann die Anstrengung erhöhen oder das Ziel verändern.
Bewertungsphase
In der Bewertungsphase wird bewertet, ob Sie ein Ziel erreicht haben oder nicht. Außerdem wird hier auf die Ursache von Erfolg oder Misserfolg attribuiert, also Erklärungen für Erfolg oder Misserfolg gesucht. Das Ergebnis der Bewertung hat auch Einfluss darauf, wie Sie Zukunft Ziele planen und umsetzen. Diese Phase ist also der letzte Schritt im Rubikon-Modell – gleichzeitig der Start.
Wie können Sie das Rubikon-Modell nutzen?
Das Rubikon-Modell hilft dabei, Strategien auszuwählen, die für den Coachee in der entsprechenden Phase hilfreich und beim Erreichen des Ziels unterstützen. Das Rubikon-Modell ist eine idealtypische Vorstellung menschlichen Verhaltens. Es wird selten gelingen, genau diese Abfolge in der Realität zu finden. In vielen Fällen ist es sinnvoll und wichtig, zwischen den Phasen hin und her zu wechseln, z.B. wenn Sie bei der Planung bemerken, dass ein Ziel unrealistisch ist, oder ein Ziel komplexer ist und Sie deshalb gleichzeitig planen und handeln. Das Modell kann aber dabei helfen, entsprechende Strategien auszuwählen, die den Coachee dabei unterstützen, ein Ziel zu erreichen.
In den beiden motivationalen Phasen Abwägen und Bewerten geht es darum, möglichst viele Informationen zu berücksichtigen. Dabei helfen Ihnen die z.B. Coaching-Tools Smarte Ziele und Öko-Check.
In den volitionalen Phasen Planen und Handeln, können die folgenden Strategien helfen, die Volition aufrechtzuerhalten:
- Aufmerksamkeit kontrollieren: Unterstützen Sie den Coachee dabei Informationen zu identifizieren, die ihn daran hindern können, das Ziel zu erreichen.
- Motivation kontrollieren: Unterstützten Sie den Coachee dabei, die Motivation zu steigern, in dem er daran denke, wie wertvoll das Ziel ist, und dass er sich fest vorgenommen haben, es zu erreichen.
- Emotionen kontrollieren: Lenken Sie die Aufmerksamkeit des Coachees auf Aspekte, die zufrieden und zuversichtlich stimmen.
- Umwelt kontrollieren: Unterstützen Sie den Coachee dabei, Umgebungen zu identifizieren, in denen es schwerfällt, das Ziel zu erreichen und überlegen Sie gemeinsam Alternativen.
Auch das Coaching-Tool Wenn-Dann-Pläne ist eine Strategie, die in der Planungsphase hilfreich ist, genauso wie die Arbeit an hinderlichen Beliefs oder mit den Werten des Coachees. Folgenden Fragen können Sie Ihrem Coachee stellen.
- Was könnte sie daran hindern, ihr Ziel zu erreichen.
- Welche Informationen könnten sie vom Ziel abbringen?
- Was können sie tun, damit ihre Motivation erhalten bleibt?
- Was hebt ihre Stimmung in Bezug auf dieses Ziel?
- Welche Situationen, Orte oder Kontexte möchten sie meiden, um ihr Ziel nicht zu gefährden?