In der Transaktionsanalyse lassen sich drei unterschiedlichen Arten von Transaktionen unterscheiden: Parallele, gekreuzte und verdeckte Transaktionen.

Bei parallelen Transaktionen (oft werden diese auch komplementäre Transaktionen genannt) reagiert der Gesprächspartner im „passenden“ Ich-Zustand, in dem Zustand also, in dem er angesprochen wurde.

Das ist z.B. der Fall wenn eine Person aus dem Eltern-Ich heraus („Wie oft habe ich Ihnen schon gezeigt, wie das geht?“) das Kind-Ich des Gesprächspartners anspricht, und dieser auch im Kind-Ich reagiert („Tut mir leid. Könnten Sie mir das nochmal in Ruhe erklären, damit ich es verstehe?“). Die Ich-Zustände, die in der Kommunikation eingenommen werden passen zusammen, das Gespräch verläuft ohne Störung.

Eine weitere Möglichkeit für eine parallele Transaktion ist, wenn beide Gesprächspartner im gleichen Erwachsenen-Zustand kommunizieren. Hier spricht also eine Person im Erwachsenen-Zustand („Können sie mir sagen, wie spät es ist?“) das Erwachsenen-Ich der anderen Person anspricht, und diese reagiert auch entsprechend („Halb Eins.“). Auch hier passen die Haltungen zusammen, die sich aus dem Ich-Zustand der Beteiligten ergeben. Bei parallelen Transaktionen bleiben die Beteiligte also in ihren Ich-Zuständen, parallele Transaktionen können unendlich und ohne Störung der Kommunikation weitergehen (auch wenn das Gespräch von außen als unerfreulich oder nicht zielführend beschrieben werden könnte).

Bei gekreuzten Transaktionen reagiert eine Person nicht in dem Ich-Zustand, der vom Gegenüber angesprochen wurde. Das wäre z.B. der Fall, wenn auf eine Frage im Erwachsenen-Zustand („Können Sie mir sagen, wie spät es ist?“), im kritischen Eltern-Ich reagiert wird („Viel zu spät! Sie sollten sich beeilen!“) oder wenn der Mitarbeiter auf das Eltern-Ich eines Kollegen („Wie oft habe ich ihnen schon gezeigt, wie das geht?“) nicht mit dem Kind-Ich, sondern ebenfalls im Eltern-Ich reagiert wird („Sie sollte sich mal Gedanken über ihre Führungsqualitäten machen.“) oder im Erwachsenen-Ich („Ja, lassen sie uns nochmal besprechen, was wir da tun können.“). Bei einer gekreuzten Transaktion wird die Kommunikation also unterbrochen und irritiert. Das kann zu Spannungen und Konflikten führen, kann aber auch eine verfahrene Kommunikationssituation klären und konstruktiv verändern.

Bei verdeckten Transaktionen ist hinter der offenen Ich-Haltung, noch eine verdeckte Ich-Haltung verborgen. Die offene Ich-Haltung ist dabei direkt wahrnehmbar und bezieht sich auf den Inhalt des Gesprächs (vgl. Sachebene im Kommunikationsquadrat). Die verdeckte Ich-Haltung ist nur unterschwellig wahrnehmbar und macht den Beziehungsaspekt deutlich, der hinter der Aussage steht (vgl. Kommunikationsquadrat). Dabei ist wichtig: Das Ergebnis eines Gespräch hängt stark von den verdeckten Transaktionen ab. Es macht also Sinn, bei der Analyse von Transaktionen auf die verdeckten Transaktionen zu achten, die von den offenen Transaktionen überlagert werden.

Coaching-Übung: Transaktionen analysieren

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In dieser Übung spielen Sie in Kleingruppen eigene Gesprächssituationen nach und analysieren diese.

Nehmen Sie sich fünf Minuten Zeit, um sich an eine Gesprächssituation aus Ihrem Alltag zu erinnern, in der es zu Spannungen kam, oder Missverständnissen. Es muss sich nicht um einen massiven Konflikt handeln. Denken Sie an eine Gesprächssituation, die Sie schwierig fanden, oder bei der es zu Irritationen kam. Machen Sie sich Notizen zu dieser Situation. Nutzen Sie die folgenden Leitfragen:

  • Worum geht es? Was ist das Thema?
  • Wer ist mein Gesprächspartner?
  • Wann und wo findet das Gespräch statt?
  • Wie verhält sich mein Gesprächspartner?
  • An welche Besonderheiten im Gespräch erinnere ich mich, in Bezug auf Körpersprache, Ausdrucksweise oder Formulierungen?
  • Was waren die „Knackpunkte“ im Gespräch?

Zu dritt spielen und analysieren Peter, Paul und Mary dann die Gespräche. Peter beginnt und stellt die eigene Situation kurz vor und demonstriert, wie sich der Gesprächspartner verhalten hat. Dazu ahmt Peter Körperhaltung, Körpersprache, Ausdruckweise und wichtige Formulierungen nach. Dann kann Paul die Rolle des Gesprächspartners übernehmen.

Peter und Paul spielen das Gespräch kurz nach, Mary beobachtet und macht sich Notizen. Dafür nutzt sie einen Beobachtungsbogen. Nach einigen Minuten unterbricht Mary und gibt kurz Feedback. Dabei beschreibt sie, welche Transaktionen sie wahrgenommen hat. Peter gibt Rückmeldung, wie er das gespielte Gespräch erlebt hat, und was er aus der Rückmeldung von Mary mitnimmt.

Dann tauschen Sie die Rollen. Mary stellt ihre Situation vor, und spielt diese mit Paul nach. Peter beobachtet. Dann tauschen Sie noch ein drittes Mal.

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Mehrwert der Transaktionsanalyse

Sie können die Transaktionsanalyse im Coaching als Modell einsetzen, mit dem der Coachee eigene Verhaltensweisen in Konflikten und Gesprächen analysiert und Ideen für Veränderungen ableitet.

  • Ich-Zustände sind keine stabilen Persönlichkeitseigenschaften. Die Transaktionsanalyse beschreibt die drei Ich-Zustände nicht als stabile Persönlichkeitseigenschaften (auch wenn das oft so verstanden wird), sondern als stark von der Situation abhängige Haltungen. Dahinter steht die Überzeugung, dass eine kongruente Persönlichkeit alle drei Haltungen integriert, eine Person unterschiedliche Haltungen also flexibel einsetzten kann. Die Ich-Zustände und die Haltungen, die sich daraus ergeben sind subjektive Beschreibungen der Wirklichkeit. Das gilt in Bezug auf die Wahrnehmung der eigenen Ich-Zustände, in besonderem Maß aber auch für die Ich-Zustände, die wir anderen Personen zuschreiben.
  • Ich-Zustände sind ganzheitlich beschrieben. Die Beschreibung der Haltungen integriert kognitive Prozesse (Welche Gedanken, Erwartungen, Überzeugungen sind mit der Haltung verbunden?), emotionale Prozesse (Was fühle ich dabei?) und Verhalten (Wie äußert sich der Zustand in Sprache, Körpersprache und sonstigen Reaktionen?). Das kann den Blick dafür schärfen, bei sich selbst und bei Anderen nicht nur auf das Gesagte bzw. Gehörte zu achten, sondern auch auf die dahinterliegende Ebene.
  • Ich-Zustände machen den inneren Dialog greifbar. Sie können die unterschiedlichen Ich-Zustände nutzen, um einen inneren Dialog zu beschreiben, der bei Ihrem Coachee abläuft. Die Differenzierung der drei Ich kann dazu beitragen, unklare und „schwammige“ innere Dialoge zu strukturieren und durchschaubar zu machen. Das kann dabei helfen, ein schwieriges Gespräch vorzubereiten, eine Entscheidung zu treffen, oder unangenehme Aufgaben anzugehen.
Die Ich-Zustände, in denen sich die Gesprächsbeteiligten befinden, beeinflussen den Verlauf der Kommunikation. Die Analyse der Transaktionen (also kleinsten Kommunikationseinheiten zwischen Personen) hilft Konflikte zu verstehen.

Wer schreibt hier?

Johannes ist Professor für Wirtschaftspsychologie in Stuttgart und Geschäftsführer der ich.raum GmbH. Er schreibt auf ichraum.de zu den Themen Coaching, Führung und Psychologie.

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