Mit dem 9-stufigen Modell lässt sich das Ausmaß eines Konfliktes analysieren. Das hilft, die Wirkung einer weiteren Eskalation eines Konfliktes zu durchschauen und rechtzeitig gegenzusteuern.

Die neun Stufen der Konflikt-Eskalation

  • Verhärtung: Auf dieser Stufe verhärten sich die Standpunkte, unterschiedliche Ansichten prallen aufeinander. Die erwarteten Spannungen führen zu einer zunehmenden Verkrampfung. Es gibt aber noch keine starren Konfliktparteien, es besteht noch die Überzeugung, dass die Spannungen sich durch Gespräche lösen lassen.
  • Debatte / Polemik: Denken und Fühlen werden polemisiert. Eigene Motive und die anderer Personen werden Schwarz-Weiß wahrgenommen. Es wird in den Kategorien Überlegenheit und Unterlegenheit gedacht.
  • Taten statt Worte: Die Konfliktpartner sind davon überzeugt, dass Reden nicht mehr weiterführt. Das Verständnis des Anderen geht verloren, beide Konfliktparteien stellen sich gegenseitig vor vollendete Tatsachen.
  • Images/Koalitionen: Hier werden Koalitionen gebildet, die Konfliktparteien suchen sich Unterstützer, dabei werden Klischee und Gerüchte bedient, die Konfliktparteien drängen sich gegenseitig in negative Rollen.
  • Gesichtsverlust: Öffentliche und direkte Angriffe zielen darauf ab, dass der Konfliktpartner das Gesicht verliert und schlecht dasteht.
  • Drohstrategien: Die Konfliktparteien drohen sich gegenseitig und stellen Ultimaten auf.
  • Begrenzte Vernichtungsschläge: Hier wird versucht, dem Gegner gezielt zu schaden. Ein Schaden auf Seite des Gegners wird als Gewinn wahrgenommen.
  • Zersplitterung: Das Ziel, den Gegner zu zerstören, wird intensiv verfolgt.
  • Gemeinsam in den Abgrund: In der totalen Konfrontation wird sogar die Selbstvernichtung in Kauf genommen, solange nur der Gegner vernichtet wird.

Fünf Konflikt-Stile

Fünf grundsätzliche Lösungsmöglichkeiten für einen Konflikt machen klar, welche Entscheidungsmöglichkeiten es gibt und wie eigene Interessen und Interessen von Anderen einander gegenüber stehen.

Konfliktstile

Die Lösungsmöglichkeiten lassen sich auf Basis von zwei Dimensionen beschreiben. Die Orientierung an eigenen Bedürfnissen und die Orientierung an den Bedürfnissen des Anderen. Diese kann jeweils hoch oder niedrig sein.

Abwarten oder Flüchten: Wenn eigene Interessen und andere Interessen eine geringe Bedeutung haben wird der Konflikt nicht ausgetragen. Es kommt zur Verdrängung oder Verleugnung (Haltung im Okay Corral: Ich bin nicht O.K., Du bist nicht O.K.).

Kämpfen und Siegen: Wenn eigene Interessen wichtig sind, andere Interessen aber als nicht wichtig eingeschätzt werden, geht es darum, zu siegen (Haltung im Okay Corral: Ich bin O.K., Du bist nicht O.K.).

Nachgeben und sich unterwerfen: Diese Entscheidung ist möglich, wenn andere Interessen wichtig sind, die eigenen Interessen als gering eingeschätzt werden (Haltung im Okay Corral: Ich bin nicht O.K., Du bist O.K.).

Kompromiss schließen: Wenn eigene und anderen Interessen als hoch und wichtig eingeschätzt werden, sind von allen Beteiligten Zugeständnisse gefordert. (Haltung im Okay Corral: Ich bin O.K., Du bist O.K.).

Win-Win: Diese Entscheidung unterscheidet sich von den anderen vier, da es sich um eine neue Idee außerhalb bisheriger Möglichkeiten handelt. Der Konflikt wird kreativ gelöst, hier sind beide Beteiligten echte Gewinner.

Dabei haben alle Lösungsmöglichkeiten ihre Berechtigung. Sie ermöglichen Ihnen in Konflikten flexibel zu reagieren und die passende Strategie auszuwählen.

Überlegen Sie:

  • Welche Vorteile hat welche Lösungsmöglichkeit?
  • Welche Nachteile hat welche Lösungsmöglichkeit?
  • Neigen Sie in Konflikten zu einem bestimmen Muster?
  • War eine der fünf Lösungsmöglichkeiten für Sie vergangen Konflikten jeweils naheliegend?
  • Welche Lösungsmöglichkeiten möchten Sie in Zukunft stärker nutzen?

Weiterführende Literatur

Glasl, F. (2004). Konfliktmanagement. Ein Handbuch für Führungskräfte, Beraterinnen und Berater, 8. aktualisierte und ergänzte Auflage. Bern: Paul Haupt.

Mit dem 9-stufigen Modell lässt sich das Ausmaß eines Konfliktes analysieren. Das hilft, die Wirkung einer weiteren Eskalation eines Konfliktes zu durchschauen und rechtzeitig gegenzusteuern.

Wer schreibt hier?

Johannes ist Professor für Wirtschaftspsychologie in Stuttgart und Geschäftsführer der ich.raum GmbH. Er schreibt auf ichraum.de zu den Themen Coaching, Führung und Psychologie.

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